Glymur – Wanderweg zum zweithöchsten Wasserfall Islands

Wie Du Dich auf die abenteuerliche Wanderung zum Glymur vorbereiten kannst!

Viele sehenswerte Wasserfälle Islands sind einfach und schnell zu erreichen. Häufig unmittelbar an der Ringstrasse liegend oder mit einem naheliegenden Parkplatz ausgestattet, braucht man nur wenige Minuten zum jeweiligen Wasserfall gehen. Bis auf die Wanderung zum Svartifoss im Skaftafell-Nationalpark oder der relativ kurze Weg zum Dettifoss sieht man einige Wasserfälle sogar schon bevor man aus dem Auto steigt.

Für den Glymur allerdings muss man ein wenig mehr Strapazen auf sich nehmen. In unserem Fall brachte die Wanderung neben eisigen Füßen, auch noch eine klitschnasse Mütze und eine zerissene Strumpfhose. Doch dazu später mehr… 😉

Was Du vorab wissen solltest

  • Anfahrt: Nordöstlich von Reykjavík in ca. 1 Stunde Fahrtzeit zu erreichen (GPS-Koordinaten vom Parkplatz: 64.38518, -21.29359)
  • Dauer der Wanderung: ca. 3 Stunden bei moderater Geschwindigkeit
  • Strecke: ca. 6 km (hin und zurück)
  • Saisonaler Hinweis: Im Winter wird der Baumstamm und das Seil zur Flussüberquerung entfernt – mehr als verständlich, wenn man bedenkt, dass die Überquerung schon Anfang Oktober zum absoluten Härtetest wird
  • Tipp: Unbedingt festes Schuhwerk, möglichst keine losen Taschen und ein Handtuch mitnehmen

Gerne möchte ich Dir mit meinem Erfahrungsbericht zeigen, warum Du auf den einst höchsten Wasserfall Islands (2011 wurde festgestellt, dass der Morsárfoss mit 227 m etwas höher ist) etwas besser vorbereitet sein solltest, aber auch warum sich die Wanderung zum Glymur absolut lohnt.  icon-thumbs-o-up

Karte von der Wanderroute zum Glymur Wasserfall

Zunächst einmal siehst Du auf der Karte ein paar Hindernisse eingezeichnet, die es zu bewältigen gilt. Aber keine Angst, es ist insgesamt keine waghalsige Wanderroute. Ich würde die Strecke eher als einen vielseitigen Wanderweg mit aktiven Elementen sehen. Uns sind während der Wanderung auch Kinder begnet, die diesen Weg gemeistert haben. (Auch wenn Du wiederum auf Kinder ganz schön aufpassen solltest)

Auf zum Glymur Wasserfall – Erfahrungsbericht zur Wanderung

Los geht die erlebnisreiche Wanderung auf einem kleinen Schotter-Parkplatz, welcher ungefähr für 30 Autos ausgelastet ist. Wenn Du mit einem Mietwagen unterwegs bist, kannst Du diesen hier gebührenfrei abstellen.

Zunächst geht es entlang auf einem kieseligen und steinigen Weg bis man nach ca. 15 Gehminuten den ersten Bach erreicht. Bei nasskaltem Wetter ist hier natürlich Vorsicht geboten, um nicht abzurutschen, aber mit festem Schuhwerk ist die Überquerung kein Problem.

Auf dem weiteren Weg entdeckst Du immer wieder auffällige Schilder oder etwas weniger auffällige gelbe Markierungen auf Steinen – dann weißt Du, dass Du richtig bist.

Durch die kleine Höhle zum Glymur

Nach insgesamt 30 Minuten vom Startpunkt heißt es: „Kopf einziehen“ und durch die kleine Höhle klettern. Ein wirklich sehr interessanter Streckenabschnitt. Das Ducken bezieht sich aber nur auf den Eingangsbereich, ansonsten kann man aufrecht durch die Mini-Höhle gehen. Der Abstieg am Eingang ist mit Stangen und Leinen gesichert. Bei bewölktem Wetter kann es allerdings zunächst etwas dunkel sein.

Eisige Botnsá-Überquerung auf dem Weg zum Glymur

Jetzt geht es ca. 100 Meter flussaufwärts entlang des Flusses Botnsá (siehe obige Karte des Wanderwegs) bis wir eine etwas abenteuerliche Brückenkonstruktion aus einem Stahlseil und einem glitschigen Baumstamm vorfinden.

Wie uns schnell bewusst wird, ist es leider unmöglich trockenen Fusses auf die andere Seite zu kommen. Und das Wasser ist gerade im Oktober erschreckend kalt. Das ist auch der Grund, warum an dieser Stelle viele Wanderer wieder umkehren. Doch jetzt sind wir einmal hier, also heißt es Zähne zusammenbeißen und rüber.

Manch einer lässt die Wanderschuhe an und nimmt in Kauf die weitere Wanderung zum Glymur in nassen Schuhen zu absolvieren. Aber bei 6 Grad Celsius nicht die beste Idee… die untergezogene Strumpfhose allerdings auch nicht. Diese müssen wir vor Ort leider aufreißen, damit wir den Fluss barfuss überqueren können.

Es kostet vor allem bei herbstlichen Außentemperaturen und einer Wassertemperatur nahe dem Gefrierpunkt ganz schön Überwindung den Fluss zu überqueren. Bei der Teilstrecke ohne Baumstamm geht das eisige Wasser sogar bis zu den Waden. Auch im Sommer soll das Gletscherwasser sehr kalt sein, doch bei den jetzigen Temperaturen fördert es einmal mehr die Durchblutung.

Auf der anderen Seite angekommen trocknen wir uns mit einer Mütze ab, da wir leider kein Handtuch dabei haben. Daran also unbedingt denken! 😉

Hangeln und Klettern zum Glymur

Die letzte Hürde bei der Wanderung zum Glymur bestehet aus einem teilweise recht steilen Hang. Allerdings sind diese Abschnitte mit Seilen versehen, so dass man sich dort gut entlang hangeln kann.

Belohnt wird man immer wieder mit grandiosen Ausblicken auf das Tal und letzten Endes mit einem phänomenalen Blick auf den herabstürzenden Glymur.

Bis man den kompletten Wasserfall in voller Pracht sieht ist man ungefähr 1 1/2 Stunden unterwegs. Bei angenehmen Temperaturen hast Du die Möglichkeit weiter hinaufzusteigen und den Fluss hinter den Glymur erneut zu überqueren. Allerdings ist der Fluss dort etwas breiter und der Wasserstand etwas höher, so dass es bei kalter Jahreszeit ratsamer ist umzukehren.

Dennoch hat sich die Wanderung zum Glymur absolut gelohnt und gehört zu den Must Dos in Island. Gerade weil dieser Wanderweg nicht so leicht passierbar ist wie die Wege zu den meisten sehenswerten Wasserfällen entlang der Ringstrasse ist diese Tour so reizvoll und empfehlenswert.

 

Wir freuen uns sehr auf Deinen Kommentar

4 Kommentare

  1. Ira

    Toll erzählt und wunderbare Aufnahmen und nun habe ich eine Vorstellung von Island und kann nachdenken ob ich auch einmal dieses interessante Land besuchen werde.

    • Markus

      Freut uns sehr, dass wir Dir Island ein bisschen „schmackhaft“ machen konnten – ist auf jeden Fall eine Reise wert. 🙂

  2. Mary

    Der Gletscherfluss ist auch im Sommer so kalt. Wir haben ihn oberhalb des Glymur durchquert – barfuß. Das Wasser ging zwar nur bis zu den Waden, aber in kürzester Zeit hatten wir eiskalte Füße und das Flussbett war ganz schön rutschig. Nächstes Mal kommen Neoprenschuhe ins Gepäck…
    Man kann übrigens auch unten im und am Fluss entlang bis zum Wasserfall wandern! Das steht ganz oben auf meiner Wunschliste 🙂

    • Markus

      Das mit den Neoprenschuhen ist eine gute Idee… Vielen Dank für die hilfreichen Ergänzungen.