Der Golden Circle: zwei Wasserfälle, drei Geysire, heiße Quellen, eine Grabenbruchzone sowie ein Vulkankrater – und das alles an nur einem Tag. Viele Islandreisende stellen den Golden Circle ganz am Anfang ihrer Reiseagenda. Macht auch irgendwie Sinn, denn…
- Reykjavík ist als häufiger Startpunkt nicht weit entfernt (40km von erster Station: Thingvellir)
- der Golden Circle kann als Tagesausflug oder für den Beginn einer Rundreise genutzt werden
- Du bekommst innerhalb kürzester Zeit einen einzigartigen Einblick in Islands Naturvielfalt
- die Gesamtfahrtzeit zwischen 3-4 Stunden (ca. 230 km) ist relativ überschaubar
- bedingt durch gute Straßenverhältnisse genügt ein normaler Mietwagen – kein 4×4 Auto
Auf der Karte haben wir Dir einmal die einzelnen Etappen des goldenen Kreises markiert. Wir brechen zuerst Richtung Nordosten auf. Einfach deshalb, weil wir den Ring nicht schließen, sondern anschließend eine individuelle Rundreise durch Island unternehmen.
Was gehört eigentlich alles zum Golden Circle?
- Nationalpark Thingvellir – isländisch Þingvellir – bestehend aus einem Grabenbruch zwischen der amerikanischen und eurasischer Kontinentalplatte (Almannagja-Schlucht), dem historischen Parlamentsplatz und dem Wasserfall Öxarárfoss. Aufenthaltsdauer: min. 1 1/2 Std.
- Geothermalgebiet Haukadalur mit den heißen Quellen und den Geysiren Großer Geysir, Litli Geysir und Strokkur Aufenthaltsdauer: ca. 1 Std.
- Wasserfall Gullfoss Aufenthaltsdauer: 3/4 – 1 Std.
- Vulkankrater Kerið Aufenthaltsdauer: ca. 1/2 Std.
Somit kannst Du als Richtwert ungefähr 4 Stunden für die Sehenswürdigkeiten rund um den Golden Circle einplanen. Mit Fahrzeit bist Du ungefähr 8 Stunden unterwegs. Ein entspannter und schöner Tagestrip also.
Was Dich auf der Route erwartet – und wieviel Zeit Du an den einzelnen Stationen einplanen solltest:
Bereits auf dem Weg zur ersten Station – dem Thingvellir Nationalpark – machst Du Bekanntschaft mit der grandiosen Natur Islands. Wir begegnen den ersten Islandpferden und genießen die karge, isländische Landschaft abseits der Þingvallavegur (Route 36).
#1 Thingvellir Nationalpark
Nach ca. 40 km verlassen wir die Þingvallavegur und fahren direkt auf einen Parkplatz zu (Punkt B auf unserer Karte oben). Hier befindet sich ein Schild zur Orientierung. Wir beschließen entlang der Almannagja Schlucht vorbei an dem Gesetzesfelsen Lögberg bis hin zum Drekkingarhylur zu gehen. Anschließend geht es dann mit dem Mietwagen weiter zum Wasserfall Öxarárfoss.
Möchtest Du es genauso einteilen? Für den ersten Stopp im Thingvellir Nationalpark kannst Du ca. 45 Minuten einplanen. Die weitere Fahrtzeit beträgt ungefähr 10 Minuten und am Öxarárfoss kannst Du nochmal von ca. 20 Minuten ausgehen.
Unser Weg im Thingvellir Nationalpark
Doch nun wandern wir erst einmal durch die Almannagja Schlucht. Weltweit der beste Ort, um die Kontinentalverschiebung tatsächlich zu sehen und hautnah zu erleben. Die meisten Grabenbruchkanten befinden sich sonst nämlich unterhalb der Wasseroberfläche.
Links von uns die amerikanische Kontinentalplatte und rechts die eurasische. Faszinierend! Innerhalb Sekunden könnten wir quasi zwischen Europa und Amerika pendeln. 🙂
Nach wenigen Gehminuten erreichen wir den Lögberg – bekannt als Gesetzesfelsen (Law Rock). Dieser Platz diente dem historischen Althing dazu Volksversammlungen einzuberufen und Gesetze kundzugeben. Quasi der Ursprung des isländischen Parlaments. Eine isländische Fahne und ein kleiner Stein zwischen zwei Felsen erinnert an den ungefähren Standort:
Weiter geht der Fußmarsch zum 150 m entfernten Drekkingarhylur – dem Ertränkungsbecken. Ja, hier wurden im Spätmittelalter tatsächlich Menschen ertränkt. Westlich der heutigen Brücke wurden weibliche Straftäter verbunden ins Wasser gelassen. Zum Tode verurteilte Männer hingegen wurden in der Zeit eher enthauptet.
Von hier aus drehen wir um. Wir möchten den Wasserfall Öxarárfoss von unten sehen. Also wieder 700 m zurück zum Parkplatz und rein ins Auto. Der nächstgelegene Parkplatz zum Wasserfall ist nur 10 Minuten entfernt…
Einfach überwältigend! Der erste Wasserfall, den wir in Island entdecken. Im Laufe der Island Rundreise sollen noch viele folgen, aber auch der „kleinere“ Öxarárfoss kann sich absolut sehen lassen.
#2 Geysire und heiße Quellen
Anschließend verlassen wir den Thingvellir Nationalpark. Auf zum Geothermalgebiet Haukadalur. Das Gebiet auf dem heiße Quellen und berühmt-berüchtigte Geysire auf uns warten.
Auf dem Weg passieren wir zunächst Laugarvatn. Hier gibt es ein Geothermalbad – das Laugarvatn Fontana. Für eine komplette Golden Circle-Tagestour ist die Zeit leider etwas knapp um zwischendurch zu baden.
Naja…, vielleicht schaffen es ganz Sportliche. Dann sollte man allerdings früh morgens starten und maximal 2-3 Stunden im Openair-Bad einplanen.
Da wir bereits gestern in der blauen Lagune waren, wollen wir uns dafür aber nicht abhetzen. Obwohl dieses Thermalbad im Vergleich zur Blue Lagoon weniger touristisch und noch dazu günstiger ist.
Nach ungefähr 50 Minuten vom Öxarárfoss erreichen wir das Geothermalgebiet Haukadalur. Die aufsteigenden Dämpfe sehen wir schon von Weitem. Wir müssen also richtig sein. Sieht fast so aus, als würde der Boden unter den Füßen brennen:
Je näher wir den heißen Quellen kommen, desto intensiver wird der schwefelige Geruch nach faulen Eiern. Diese Duftnote kennen wir bereits aus der Blue Lagoon – nur nicht ganz so extrem.
Übrigens: Das heiße Wasser aus den Leitungen ist vor allem in Thermalgebieten schwefelhaltig. Riecht zwar etwas, aber beim Händewaschen und Duschen stört es nicht weiter. Nur beim Zähneputzen muss man sich erst dran gewöhnen.
Schon beim Betreten des Geothermalgebiets werden wir auf die heißen Temperaturen hingewiesen. 80 – 100°C! Dann lassen wir wohl lieber die Finger von den blubbernden Wasserquellen.
Weniger Schritte später erblicken wir den ersten, „niedlichen“ Geysir. Den Litli Geysir.
Wesentlich beeindruckender ist der nächstgelegene Geysir Strokkur. In regelmäßigen Abständen von ungefähr 10 Minuten schießt eine große Fontäne aus dem Loch. Bis zu 20 m hoch. Einfach faszinierend, wie – scheinbar aus dem Nichts – das Wasser plötzlich empor schießt. Golden Circle Highlight
Das ist aber nichts gegen den Ausbruch des Stóri-Geysir. Dem Großen Geysir. Namensgeber aller Geysire. Seine Fontänen erreichen meist eine Höhe von 60 m. Leider bricht der Große Geysir sehr viel seltener aus als der Strokkur.
Doch gerade als wir das Gebiet verlassen wollen, gibt es ein Lebenszeichen vom Stóri-Geysir. Mit einer imposanten Figur, die auf einmal in den Himmel ragt. Gut, dass wir schon etwas weiter weg sind, um dieses Bild schnell einzufangen:
Nach diesem krönenden Abschluss geht die Reise weiter zum nächsten Etappenziel am Golden Circle. Dem berühmten Wasserfall Gullfoss!
#3 Wasserfall Gullfoss
Vom Geothermalgebiet Haukadalur brauchst Du mit dem Mietwagen nur 10 km bis zum Parkplatz des Wasserfalls. Dieser liegt ca. 500 m vom Gullfoss entfernt. Schon beim Aussteigen hört man das mächtige Donnern. Obwohl es gerade nicht regnet, wehen uns feine Wassertropfen entgegen. Eigentlich nicht weiter schlimm, nur das Fotografieren von vorne fällt etwas schwerer. 😉
Immer wieder müssen wir uns vom Wasserfall abwenden, das Objektiv trocken tupfen und dann blitzschnell Fotos machen bevor wieder zu viele Tropfen auf die Linse fallen.
Hier einmal ein Bild vom Gullfoss mit dem Parkplatz oben rechts. Je nach Windrichtung und -stärke kann man dort etwas nass werden.
Der Gullfoss ist einzigartig in seiner Art. Nicht der höchste oder mächtigste Wasserfall, aber dennoch unglaublich imposant. Der quasi parallel zum Wasserfall verlaufende Fluss und die schmale Schlucht die das Wasser gegraben hat, machen den Gullfoss nicht umsonst zu einem der schönsten Wasserfälle Islands.
Als der strömende Regen einsetzt, laufen wir wieder zurück zum Mietwagen. Auf zum letzten Ziel unserer individuellen Golden Circle Tour – dem Vulkankrater Kerið.
#4 Vulkankrater Kerið
Verrückt, wie schnell sich das Wetter in Island ändert. In kürzester Zeit verziehen die dunklen Wolken und der Himmel strahlt blau. So genießen wir die tolle isländische Landschaft auf dem Weg zum Vulkankrater Kerið.
Nach 45 Minuten Fahrtzeit erreichen wir den Vulkankrater. So langsam setzt die Abenddämmerung ein. Naja, wir haben ja auch Oktober, da wird es früher dunkel. Trotzdem ist es auch im Herbst kein Problem den Golden Circle entspannt innerhalb eines Tages zu erkunden.
Wie wir vor Ort festellen, ist der Vulkankrater die einzige Sehenswürdigkeit am Golden Circle bei der Eintritt zu zahlen ist. Umgerechnet 2 € kostet es, um einmal auf dem Vulkankrater herumzuspazieren.
Fazit
Insgesamt eignet sich der Golden Circle perfekt als Einstieg in das Abenteuer Island. Gerade am Anfang einer geplanten Island Rundreise oder als Tagesausflug von Reykjavik lernst Du die Naturvielfalt in kürzester Zeit kennen. Dadurch bekommt man einen schönen Eindruck darüber, was Island alles zu bieten hat. Ein schöner und schneller Rundum-Einblick also. 🙂
Wie hast Du den Golden Circle erlebt? Sind gespannt, was Du zu berichten hast. Oder steht Deine Reise kurz bevor? Dann würde uns interessieren, ob wir Dir bei der Planung weiterhelfen konnten. Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!
Ela
Die Islandberichte gefallen mir sehr gut – werde ich mir nochmal genauer anschauen- bei uns geht es in 3 Wochen los. Wir werden 14 Tage auf Island sein und die Ringstraße mit ein paar Abstechern befahren 🙂
Markus
Das freut uns sehr! Vielen Dank. Wir wünschen Euch ganz viel Spaß auf Island – es wird sicherlich grandios.
Stephie
Der Bericht ist sehr schön!
Kann man die Tour mit einem „ganz normalem“ Kleinwagen, z.B. VW Golf abfahren? Oder doch eher mit einem Geländewagen?
Wir kommen im Juli.
Markus
Hallo Stephie,
für den Golden Circle reicht auf jeden Fall ein normaler Kleinwagen. Wir sind die komplette Ringstraße im Oktober mit einem Hyundai i20 abgefahren und hatten keine Probleme. Erst bei geplanten Offroad-Fahrten ins Hochland oder für die Westfjorde wäre ein 4×4 Auto wichtig.
Wir wünschen Dir eine schöne Reise und ganz viel Spaß auf Island.
Manfred
Tipp für Pingvellier: Besucht auch die Silfra Spalte (tiefer Graben zwischen den Kontentalplatten mit glasklarem und eiskalten Wasser). Einfach den Tauchern folgen – oder selbst mitschnorcheln!
Besonderer Tipp für Gullfoss-Besucher: Um die beeindruckende Gischt des Wasserfalls zu fotografieren, sollte man unbedingt auf die Tageszeit achten: Ich war im Juli um ca. 16:00 Uhr dort und hatte die Sonne im Rücken und die Gischt vor mir (und auf dem Objektiv). So gelingt es wahrscheinlich, auch einen Regenbogen mit aufs Bild zu bannen (und ja – immer wieder das Objektiv zu putzen).